Surfen wie vor 70 Jahren

Info-Maschine mit kluger Idee: Der Memex. Illustration: Polygraph Design

Der amerikanische Rechnerpionier Vannevar Bush veröffentlichte 1945 einen viel beachteten Aufsatz. Darin beschrieb er die Idee eines Gerätes, das in nicht all zu ferner Zukunft in jedem Haushalt stehen sollte: Der Memory Extender, kurz Memex.

Bushs Memex war eigentlich ein riesiger Speicher aus Mikrofilmen, die beliebig abgerufen und erweitert werden konnten – und das alles in Form eines Schreibtisches. Bei der Überlegung, wie die vielen mikroverfilmten Texte und Bilder geordnet sein müssten, schlug Bush eine „assoziative“ Speicherung vor.

Dabei nahm er sich das menschliche Denken zum Vorbild. Von einem Gedanken zum nächsten springen, und dann zum nächsten und wieder zurück: Der Benutzer sollte Texte und Bilder nach den eigenen Bedürfnissen und Interessen  miteinander verknüpfen können.

Zwar wurde der Memex in dieser Form nie gebaut, die Idee der assoziativen Datenspeicherung machte jedoch Schule bei allen Internetpionieren der Folgezeit. Bushs Idee findet sich heute in der digitalen Hypertext-Struktur des World Wide Web wieder, in der wir tagtäglich mithilfe von Hyperlinks von einer Webseite zur nächsten surfen.

Dass wir Euch für die Ausstellung einen Memex gebaut haben, muss man wohl nicht noch dazusagen ;-).

Veröffentlicht von

Jörg Rüsewald

ist Kurator im Deutschen Technikmuseum in Berlin. Gerade arbeitet er mit seinen Kollegen an der neuen Dauerausstellung "Das Netz. Menschen, Kabel, Datenströme". Ihn interessiert besonders, wie technische Netze unseren Umgang mit Wissen verändern.