Otto zieht ein

Datenkraken Otto begutachtet sein neues Zuhause in der Ladestraße. Foto: SDTB / Kirchner
Datenkraken Otto begutachtet sein neues Zuhause in der Ladestraße. Foto: SDTB / Kirchner

In dem ein oder anderen Artikel fand er ja schon mal Erwähnung. Jetzt ist es aber mal an der Zeit, ihm einen eigenen Beitrag zu widmen. Die Rede ist von Otto, dem Datenkraken. Frisch restauriert, wartet er momentan darauf, in die Ausstellung zu kommen.

Otto hatte bisher ein bewegtes Leben. Man könnte auch sagen, er hat als Datenkraken eine bereits – für Krakenverhältnisse – lange politische Karriere hinter sich. Denn seine Geschichte ist untrennbar mit der Protestgeschichte für starken Datenschutz und gegen staatliche Überwachung verbunden. 2006  formierten sich zum ersten Mal die „Freiheit-statt-Angst-Demonstrationen“. 2008 erreichten diese – mittlerweile in ganz Europa stattfindend – ihren Höhepunkt in Berlin mit Zehntausenden von Teilnehmern.

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Foto: Karsten Sühring, CC BY-NC 2.0

Genau in diesem Jahr wurde Otto geboren. Der Künstler Peter Ehrentraut begann viele Wochen vor der geplanten Demonstration, den Körper des Kraken zu konstruieren. Otto bekam meterlange Tentakel und eine Bemalung mit binären Nullen und Einsen. Am 11. Oktober 2008 erlebte er seine Premiere als „Demonstrationsobjekt“.

Seit dem symbolisierte Otto die Datenkraken dieser Welt: Firmen und staatliche Institutionen, die sich mit ihren „Tentakeln“ unsere eigenen privaten Daten „angeln“ und damit Datenschutz und Bürgerrechte mit Füßen treten. Und auch wenn Otto nun vorerst nicht mehr zur Demo geht: In der Ausstellung „Das Netz“ wird er sich auch, so hoffen wir, wohlfühlen. Hier wird er mit seinem langen Tentakeln über den Hauptbereich INFORMATION wachen.

Otto mit seinem Erbauer Peter Ehrentraut. Foto: SDTB / Kircher

Veröffentlicht von

Jörg Rüsewald

ist Kurator im Deutschen Technikmuseum in Berlin. Gerade arbeitet er mit seinen Kollegen an der neuen Dauerausstellung "Das Netz. Menschen, Kabel, Datenströme". Ihn interessiert besonders, wie technische Netze unseren Umgang mit Wissen verändern.